Samstag, April 26, 2008

Elisabeth - Die Kaiserin ist tot, lang lebe die Kaiserin!


Also, vorneweg muss ich eine Erklärung abgeben:
Ich bin gestern in der Erwartung nach Berlin gefahren, meine letzte Elisabeth-Vorstellung zu sehen. Mein Eli-Hype hatte sich schon lange wieder gelegt und die Ankündigung, dass Pia und Uwe die Hauptrollen spielen mich irgendwie entmutigt. Grund: Best of Musical 2007. Pia sang "Ich gehör nur mir" und ich dachte im Stillen: "Ich würd gerne mal wieder ein junge Stimme hören." Pia war und ist großartig, aber für Elisabeth m.E. deutlich zu alt. Sowohl optisch als auch stimmlich. Aber anyway: Ich-> Zug -> Berlin.

Im Eingangsbereich dann die große Überraschung: Pia spielt heute nicht. Was mich vor 2 Jahren noch in Trauer hätte versinken lassen entlockte mit einen Jubelschrei, denn stattdessen stand Annemieke van Dam auf dem Program. Uwe Kröger wie angekündigt als der Tod und Bruno Grassini als Lucheni. Also freudig hinein ins Theater und nach langem Knausern auch noch ein Programheft gekauft. Da war dann der erste Nanu-Moment. Ein schlichtes, dunkelblaues Heft mit Schriftzug, ohne kitschige rote Herzen und anderes Gedöhns was man ja aus Stuttgart und Essen zu Genüge gewohnt war. Und im Heft slebst drinnen? Ein schlichtes, großartig gemachtes Program. szenenliste, Biografien, laaaaange Bio über die "echte" Sisi und Kommentare zur Inszenierung! Und es wurde immer besser.... (Ehrlich!)

Als Erstes zu den Darstellern: Annamieke ist super! Niedlich am Anfang, verzwifelt in der Mitte, resiginiert und gebrochen am Ende. Die Frau ist 28 und spielt die Rolle, als sei sie ihr auf den Leib geschrieben. Ganz abgesehen von ihrer wunderbaren, glasklaren Sopranstimme. Einfach Klasse. Und Uwe? Nun, man muss zugeben: Es ist seine Rolle. Er singt keine hohen, ausgefallenen Töne mehr sondern bleibt im sicheren Bereich und seine schauspielerische Leistung ist wie immer gut. Sein Zenit ist ganz klar überschritten und ich hab ihn lieber in Rollen wie Max DeWinter oder dem Kardinal, aber dennoch sorgt er für gute Abendunterhaltung. Bruno Grassini allerdings konnte mich im ganzen ersten Akt nicht überzeugen. Schauspielerisch schon, aber stimmlich nicht. Positiv überrascht hat er dann bei Kitsch, aber das wars auch schon.
Leider war der Rest des Ensebles sehr eintönig besetzt. Niemand der einem besonders in Auge springt.

Aaaaaber:
Die Neuinszenierung. Neu ist hierbei ein dehnbarer Begriff. Es ist nicht so, dass sich sich wirklich was Neues hätten einfallen lassen, aber alte Ideen können auch gut sein. Generell würde ich es mit "Back to the Roots" umschreiben. Die Kostüme sind größtenteils die Gleichen wie in Stuttgart und Essen aber ds Bühnenbild orientiert sich ganz stark an Wien. Es gibt nicht großartiv viele Kulissen, das Meiste wird im Hintergrund an die Wand projeziert. Klingt langweilig? Ist es nicht. Denn dauernd und fest im Hintergrund zu sehen sind Ruinen, die anscheinend das untergehende Reich symbolisieren und die in jedem Hintergrund ins Bild integriert sind. Im Prolog sehr deutlich, dann kaum zu sehen bis sie im Laufe des Stückes imer klarer hervortreten. Das gab allen Szenen einen extra Touch und wirkte unglaublich gut.
Im Ersten Teil haben sie das relativ nichtssagende "Niemand wird so glücklich sein wie wir" gestrichen und die Szene spielt auch wieder im Riesenrad und nicht in einem Garten... Der Tod rennt auch nicht mehr mit einem Kindersarg unter dem Arm herrum sondern das ganze wird wie in Wien wieder nur subtil im Hintergrund angeleuchtet. (Was die Frau vor mir zu einem 5 Minütigem gelaber darüber veranlasste, dass sie das Stück nicht verstehe...) Generell sind sie vom "state the obvious", welches in den deutschen Produtionen so allgegenwärtig war wieder zurück zu den ganzen kleinen subtilen Anspielungen der Originalproduktion zurückgegangen.

Im zweiten Akt war das Krönungslied wieder drin *yay* und die komische Verratsszene endlich wieder weg. Die Stückreihenfolge wurde so geändert, dass Rudlphs "Wenn ich dein Spiegel wär" auch so völlig Sinn ergab. (Erst "Die Schatten" -> Greif nach der Mach, dann die Auseinandersetzung mit dem Vater über RUdophs Einmischung in die Politik, dann "Hass" -> Skandal und Brüskierung Rudolphs und anschließend sucht er seine Mutter auf.) Der gesammte zweite Akt wirkte wesentlich Runder auf mich. Auch "Nichts" war wieder an seiner ursprünglichen Stelle. Und der Tod ist in bestimmten Szenen wieder im weißen Outfit. Aber zum Glück nicht im Cowboyhemd-Zotteldingens wie Maté, sondern im eleganten Gehrock. Shiny!

Zusammengefasst: Auch wenn man Elisabeth schon zig Male gesehen hat lohnt sie diese Fassung. Um so besser, dass sie ab Herbst damit auf Tour gehen. Wer das Msuical überhaupt noch nicht kennt und als Geschichtswissen auch eher die Sisi-Filme der 50er herbeizieht sollte vorher das Programheft aufmerksam lesen, denn diese Fassung setzt beim Zuschauer einiges an Hintergrundwissen voraus.


B.t.w. im Programheft steht, Deutschlandpremiere von Marie Antoinette sei Anfang 2009 in Bremen. *freu*

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

*winkewinke!

Es ist für mich ein wenig befremdlich, immer noch über "Elisabeth" zu lesen - wo es doch vor vielen Jahren (14?) meinen persönlichen Musical-Hype ausgelöst hat. Es war zwar nicht das erste Musical, das ich live gesehen habe, aber das erste, das mich so beeindruckt hat. In der Ur-Besetzung Uwe Kröger und Pia Douwes, Ethan Freeman (später Thomas Borchert), Viktor Gernot, Andreas Bieber. Anno dazumal in Wien, bei der allerersten Inszenierung. Ich habe es 5 oder 6x gesehen.

Und alles, was ich im TV finden konnte, auf Video aufgenommen - alle Auftritte der Darsteller (v.a. Uwe und Pia) bei allen nur erdenklichen Sendungen. :o) Von Uwe Kröger hab ich mir damals sogar ein Autogramm geholt.

Das waren noch Zeiten.